Mittelalter und Neuzeit:
Im Jahr 946 wurden im Rahmen eines Zehntenstreits zwischen dem Chorherrenstift von Grossmünster und der Pfarrei St. Peter per Schiedsgerichtsspruch mehrere Siedlungen im Raum der heutigen Stadt Zürich dem Chorherrenstift als zehntpflichtig zugeteilt. Unter ihnen befand sich auch Hottingen.
Es wird vermutet, dass der «Hottingerboden» bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts einen Teil des Hofes Stadelhofen bildete. Andere Hottinger Gebiete waren derweil Bestandteile der Reichsvogtei Zürich, die seit 1400 von der Stadt verwaltet wurden.
Während andere sogenannte «Ausgemeinden» rund um Zürich ihre Selbständigkeit mit der Errichtung der sogenannten «Wachten» (ursprünglich militärische Stadtunterteilungen und später Notariatskreise) erlangten, war das in Hottingen erst um die Reformationszeit der Fall.
Moderne:
Am 25. Juni 1803 wurde die benachbarte ‚Stadtgemeinde‘ Zürich gebildet und ein Stadtrat eingesetzt. In Hottingen organisierte sich zu dieser Zeit der neu gegründete Gemeinderat mit fünf Mitgliedern. Es handelte sich um die Vorgängerorganisation des heutigen Quartiervereins Hottingen.
ca. 1900
Als Folge des rasanten Bevölkerungswachstums kam es im bis dahin landwirtschaftlich geprägten Hottingen zu einem markanten Wandel. Zu den landwirtschaftlich und gewerblich geprägten Bewohnern gesellten sich zusehends städtisch orientierte Zuzüger. Für sie war Hottingen in erster Linie Wohnort. Der Anschluss ans benachbarte Zürich war denn auch nur eine Frage der Zeit. Diesen einschneidenden Schritt billigten die Hottinger per Volksabstimmung 1891. Hottingen gab damit seinen Status als selbständige Gemeinde auf und wurde fortan ein Stadtteil Zürichs.
Der alte Römerhof.
Anlässlich der Stadterweiterung von 1893 wurden die Verwaltungskreise neu gegliedert. Zunächst wurde der Stadtkreis V aus den neo-Stadtquartieren Fluntern, Hotti ngen, Hirslanden und Riesbach gebildet. 1913 kam es zu einer Revision der Stadtgliederung und der Bildung des heutigen Kreis 7.
Der neue Römerhof.
Die Eingemeindung fand in der Blütezeit der Moderne statt. Industrialisierung und technische Fortschritte prägten das Quartier, so etwa die Elektrifizierung, Strassenbeleuchtungen, Telefonanschlüsse sowie neuartige Automobile auf den noch ungeteerten Strassen.
Dolder, 1905.
Die enge Verbindung mit der Stadt sorgte früh für wirtschaftliche und kulturelle Impulse. In Hottingen gab es eine grosse Zahl an selbständigen Kaufleuten. Zudem entwickelte sich das Quartier zu einem kulturellen Brennpunkt. Schriftsteller, Künstler, Musiker und Schauspieler siedelten sich mit Vorliebe in Hottingen an, darunter Richard Wagner, Gottfried Keller, Arnold Böcklin oder Johanna Spyri. Namentlich der 1882 gegründete ‘Lesezirkel Hottingen’ erlangte Bekanntheit weit über Zürich hinaus.
Während die Eingemeindung die Urbanisierung Hottingens vorantrieb, gingen das Kleinräumige und das örtliche Zusammengehörigkeitsgefühl nie ganz verloren. Zwar hat sich das Leben im neo-Stadtquartier stark verändert und manche Eigenart der vormals «souveränen» Vorstadt ging im aufstrebenden Gross-Zürich unter. Aber in den Kreisen zahlreicher Vereine und Organisationen im Quartier konnte ein mitunter dörflich anmutender Charakter bewahrt werden.
Quellen:
Beiträge zu Hottingen: